Tagung in München, am 28.03.2011
Das Internet hat sich in den vergangenen Jahren erheblich gewandelt. Längst ist es kein eindimensionaler Verbreitungskanal mehr, sondern ein aktives Kommunikations- und Dialogmedium über Plattformen, Systeme, Inhalte und Zielgruppen hinweg. An die Stelle statischer Websites mit klar geregeltem Informationsfluss (Web 1.0) treten zunehmend mehr dialogische Konzepte, die sich um Schlagworte wie „Web 2.0“, „Social Media“, „Real Time Web“ oder „ubiquos computing“ drehen und mit Instrumenten wie Blogs, Facebook, Twitter, YouTube, etc. arbeiten.
Tatsächlich ist der Horizont, der sich mit Web 2.0 aufgetan hat, der einer neuen Selbstverständlichkeit der sozialen Nutzung des Webs. Der User ist nicht mehr nur passiver Rezipient, sonder will im digitalen Raum wahrgenommen und beteiligt werden. Neue Kommunikationsmuster und –strategien, aber auch Informations- und Publikationswege zeichnen sich ab, die unsere Kultur nachhaltig verändern. Für Kultureinrichtungen geht es dabei um gewandelte Paradigmen, um eine neue Authentizität und Transparenz, aber auch um einen neuen Kontakt mit dem Publikum („digital relations“) und die eigene Vernetzung im Kontext der digitalen Öffentlichkeit. Wenn unsere Kultureinrichtungen am öffentlichen Leben teilhaben wollen, gehören Vermittlung und Dialog nicht nur im Sinne einer Zielgruppenkommunikation zum Kerngeschäft, sondern muss auch die Kommunikation selbst Teil des Leistungsangebotes sein.
Immer klarer stellt sich dabei heraus, dass „Web 2.0“ nicht nur eine neue Komponente im Marketing-Mix markiert, sondern als Plattform einer digitalen Gesellschaft auch neue Positionen der kulturellen Vermittlung fordert. Begreifen wir die mediale Kreativität und Konnektivität als kulturelle Differenz, so sind wir auf dem Weg von einer Push- zu einer Pull-Gesellschaft. Die Museen als „kontinuierliche Plattformen für Diskurse und Wissensverbreitung“, als „Agenturen der kulturellen Bildung“ und „Orte des Diskurses“ müssen tragfähige Konzepte entwickeln, die den eigenen Ansprüchen und Möglichkeiten, aber auch den gewandelten Ansprüchen des Publikums entsprechen. Tatsächlich geht es um mehr, als um eine neue Aufgabe für Marketing, Presse oder Technik. Es geht um das Selbstverständnis jeder Einrichtung in Bezug auf seine Autorität und seine Bereitschaft zur Besucherbeteiligung. Deshalb sind die Inhalte der Kommunikation über Web 2.0 auch nicht nur in Presse und Marketing verwurzelt, sondern ganz elementar aus der Mitte der Kultureinrichtungen zu tragen.
Die Tagung greift diese Fragestellungen auf und untersucht im Gespräch mit Experten und Anwendern aktuelle Umsetzungen zu Web 2.0.